Es ist nun schon wieder fast
einen Monat her, dass ich hier den letzten Eintrag geschrieben habe.
Die letzte Märzhälfte war
ausgefüllt mit vielen Terminen, da blieb kaum Zeit für andere Dinge.
Am 01. April war ich dann in München. Dr. Schaff war mit dem
Heilungsprozess sehr zufrieden. Dass die Narben noch nicht zur
vollsten Zufriedenheit aussehen, ist normal. Das dauert hier genau
so seine Zeit, wie vor einem Jahr im Gesicht nach meinem Facelift.
Sollte Widererwarten die eine Narbe sich in der Verfärbung
(hervorgerufen durch die damalige Nachblutung) nicht bessern, könnte
man gegen Ende des Jahres noch mal über eine eventuelle
Narbenkorrektur sprechen.
Seit 04. April gehe ich nun
wieder in meinem alten Betrieb zur Arbeit. Dass ich nicht mehr zur
Montage fahre, war ja schon vor knapp 2 Jahren klar. Eine Arbeit in
der Werkstatt im Lager schied als Ergebnis der Erfahrung von vor 1 ¾
Jahren auf Grund der Inakzeptanz durch die dortige Belegschaft
ebenfalls aus. Nun hat man mir eine Arbeitsstelle in der
Einsatzleitung für den deutschlandweiten Einsatz unserer Maschinen
und Loks angeboten. Ich habe dem gern zugestimmt. Die 2-wöchige
Einarbeitungszeit ist jetzt vorbei und ich kann sagen, die Akzeptanz
in der gesamten Büroetage ist relativ gut, bzw. man gibt sich
zumindest große Mühe. Sicherlich spielen auch Berührungsängste eine
Rolle und die ewig gestrigen werden es wohl nie akzeptieren. Mit den
Mitarbeitern, mit denen ich direkt zusammenarbeite, komme ich gut
klar. Und auf die Leute, die ein riesen Problem mit meiner heutigen
Identität haben, bin ich nicht angewiesen. Wenn sie etwas von mir
wollen, müssen sie zu mir kommen bzw. mit mir kommunizieren und
nicht ich mit ihnen. Ob ihnen das nun passt oder nicht, das ist mir so
was von egal.
Ich bin heute unbeschreiblich
glücklich. Auch der letzte Schritt, die Rückkehr ins Berufsleben,
hat doch recht gut geklappt. Das für schier unmöglich Geglaubte ist Wirklichkeit
geworden. Ich bin von Harald zu Harumi Michelle geworden, lebe das,
was ich schon immer gefühlt habe und habe den Identitätswechsel in
gerade mal gut 2 ½ Jahren komplett erfolgreich vollzogen!
Eintrag
19.05.2011
Schon
wieder ist ein Monat um und sicherlich warten einige längst auf
einen neuen Eintrag hier, wie mein Leben weiter gegangen ist. Es hat
sich auch einiges neu ergeben. Kaum habe ich an meinem neuen
Arbeitsplatz Fuß gefasst, komme super mit den Aufgaben klar und vor
allem, die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, da ist auch schon wieder
Schluss. Ich werde vorübergehend versetzt. Ab nächster Woche soll ich
bis Ende August als Disponentin in einer Zweigstelle in
Duisburg in der Maschinenplanung arbeiten. Also wieder ein neues
Arbeitsumfeld, neue Mitarbeiter und dazu noch ein Pendeln zwischen
Duisburg und Brandenburg ‒ zusätzlicher Stress und Hektik. Auch in
Duisburg dürften die Mitarbeiter von meiner männlichen Vergangenheit
wissen. Nichts
mit einem endlich ruhigerem Leben, einem schon lange auch von meiner
Partnerin ersehntem Leben ohne ständiges Hin und Her, ohne die
fortwährende Ungewissheit, wie geht es weiter. Ich hoffe nur, ich
bekomme keine Probleme mit der Kondition, physisch wie auch
psychisch. Die Belastungen der ganzen Operationen stecken mir immer
noch ganz schön in den Knochen. Psychisch, wenn es auch nicht so
sehr
offensichtlich ist, belastet mich das alles innerlich. Meine
allgemeine Leistungskraft ist längst nicht mehr wie vor der
Transition.
Eintrag
08.06.2011
Für die Statistik: 964 Tage
Hormonbehandlung, 343 Tage seit der Genital-OP. Alles ist super,
keine Probleme mit den Hormonen, Tiefe und Weite meiner Neovagina
unverändert wie nach der OP. Bougieren seit einiger Zeit nur noch 2,
manchmal 1 mal die Woche. Bei 1 mal ist es dann allerdings nicht
gerade angenehm, aber doch problemlos ertragbar. Nach mehrmaligem
Herausziehen und wieder Hineindrücken ist alles wieder beim Alten
wie nach der OP.
Meine Arbeit mit der
Versetzung nun nach Duisburg habe ich eine Woche absolviert. Es sind
dort sehr nette Kolleginnen und Kollegen. Ich wurde auch
problemloser aufgenommen als an meiner bisherigen Arbeitsstätte.
Hier kennt man mich life nur als Frau, auch wenn man über meine
männliche Vergangenheit informiert ist, aber eventuelle Probleme gab
es nicht. Diese Leute dort haben wohl eher weniger Probleme mit "anderen"
Menschen als in Sachsen Anhalt.
Letzte
Woche war dann Urlaub. Am 30.05. hatte ich ja mit meiner Partnerin
Silberhochzeit und wir planten für diese Zeit eine Reise durch
Südengland. Es war eine wunderschöne Reise und wir haben viel über
Land, Leute und Kultur kennengelernt. Ich konnte dabei gleich meine
Englischkenntnisse gut auffrischen.
Von meinem Identitätswechsel wussten
anfänglich nur wenige. Auch als das dann wohl reihum
bekannt war, gab es keine offensichtlichen Probleme. Ein Beispiel
mehr, dass es möglich ist.
Diese Reise hatte wieder
bestätigt, dass ich den für mich einzig richtigen Weg gegangen bin.
Ich habe mich so sauwohl gefühlt, ICH war das, was ICH bin! Immer
wieder glaubte ich, ich träume immer noch, aber alles war pure
Realität.
Eintrag
24.07.2011
Mein Urlaub Anfang Juni ist schon lange Vergangenheit und der
Berufsalltag hat mich seit Wochen wieder. Die Arbeit in Duisburg
macht Spaß und hält auch so einiges an Abwechslung bereit. Von allen
Menschen, die mir hier bisher begegnet sind, werde bzw. wurde ich
geachtet, ob sie nun meine Vergangenheit kennen oder nicht. Sogar
die ausländischen Arbeitskollegen scheinen ‒ zumindest äußerlich ‒
keine Probleme mit mir zu haben. Ich werde respektiert und
anerkannt, öfter aber auch nach dem Warum?, Wie ist das? oder
Weshalb? gefragt. Und dann beantworte ich natürlich die Fragen.
Nicht wenige sagten mir, dass sie sich freuen, auch mal direktere
Fragen zu der Thematik Transidentität, was doch so unbekannt ist,
ehrlich beantwortet bekommen zu haben und dann auch noch von einem
direkt betroffenen Menschen. Meine Offenheit dazu kommt an, ist aber
auch immer wieder eine Gratwanderung, den Fragenden nicht zu sehr zu
fordern, denn nicht selten muss er durch meine Antworten alte
Klischees, aber oft auch Dogmen über Bord werfen. Wieder ein
Beispiel dafür, dass Verständnis und Toleranz für anders geprägte
Menschen als die breite Masse gar nicht so schwer sind. Wir wollen
doch auch nur so "normal" leben wie alle anderen ‒ und in Duisburg
geht das sehr gut.
Eintrag
24.07.2011
So langsam geht nun der Monat September zu Ende und ich bin immer
noch in Duisburg. Vor der befristeten Versetzung hatte ich mich
gefragt, ob meine Zustimmung richtig war oder ich doch hätte
ablehnen sollen. Aber die Entscheidung war richtig. Ich habe viele
wunderbare Menschen kennengelernt, so dass ich auch gern einer
Verlängerung zugesagt habe. Außerdem habe ich festgestellt, dass es
gar nicht so ist, wie viele felsenfest behaupten; 'Im Westen
herrscht ein raues Arbeitsklima.' Ich kann das nicht bestätigen. Im
Gegenteil, das Arbeitsklima in Duisburg ist viel lockerer und
menschlicher als im Osten. Gearbeitet wird genau so, der Büroalltag
ist nicht weniger stressig. Doch im Osten kommt es mir eher so vor,
als wenn jeder unter permanentem Erfolgsdruck steht, als wenn jeder
hinter sich eine Keule wähnt, die eventuell zuschlägt, wenn er
falsch "funktioniert". Menschlichkeit ist vielerorts auf der Strecke
geblieben. Hier können wir noch viel von den "bösen Wessis" lernen.
(Das sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und Empfindungen, die
muss aber jeder für sich selbst machen!)
Bis zur zweiten Oktoberwoche bin ich noch in Duisburg und der
Abschied wird mir bestimmt sehr sehr schwer fallen. Viele haben mich
gefragt, ob ich nicht ganz dorthin wechseln möchte, aber es gibt
wichtige private Gründe, die einem Wechsel des Umfeldes entgegen
stehen. So werde ich im Betrieb also wieder in die bisherige
Niederlassung bei Magdeburg zurückkehren, obwohl vor ein paar Wochen
ein weiterer meinen Identitätswechsel betreffender
menschenverachtender Zwischenfall durch Kollegen von dort
aufgetreten ist. Irgendwie muss die Betriebsleitung wohl davon aber
Wind bekommen und ein Donnerwetter losgelassen haben, denn seit kurz
danach geht man mir gegenüber auf Kuschelkurs. Und das ist schon
ungewöhnlich, weil dieser Kuschelkurs gerade von Kollegen kommt, die
mich auf Grund der Ungeheuerlichkeit nicht "Mann" sein zu wollen,
strikt abgelehnt und gemieden haben. Anders kann ich mir das nicht
vorstellen. Trotzdem überlege ich ernstlich, ob dieser Betrieb für
mich noch eine Zukunft bedeuten kann. Denn was vor kurzem gelaufen ist, war
mehr als nur unter der Gürtellinie. Wenn ich das auch äußerlich
abgetan habe, als wenn dieser Vorfall mich nicht sonderlich anhebt,
hat mich das psychisch doch belastet und das haben meine Kollegen in
Duisburg wohl mitbekommen.
Eintrag
17.10.2011
Nun wieder etwas Statistik: 1095 Tage, also auf den Tag genau 3
Jahre seit Beginn der Hormonbehandlung, 474 Tage seit der Genital-OP
und 1155 Tage leben im sogenannten "Zielgeschlecht". Ja, so lange
ist das alles schon wieder her und trotzdem habe ich bis heute nicht
den Entschluss dazu bereut. Das OP-Ergebnis, Weite und Tiefe ist
unverändert gut. Die Narbenheilung hat sich sogar im Laufe der
Monate noch verbessert. Wenn man nicht weiß, wo die Narben sind,
sind sie kaum noch auszumachen.
Seit vergangenen Mittwoch (12.10.) liegt die Zeit in Duisburg nun
hinter mir. Es war ein sehr schwerer Abschied
‒ von den Kolleginnen und Kollegen genauso wie vom Hotelteam. Das
Haus Scheuten war für fast 5 Monate meine zweite Wohnung
gewesen und ich habe mich dort wohlgefühlt. Auch mein Pluto, der
fast immer mit dabei war, wurde jedes Mal liebevoll nach dem
Zimmeraufräumen in Position gesetzt.
Jetzt (sei Donnerstag) bin ich wieder in der Heimatniederlassung
meines Betriebes. Man bemüht sich, mich so normal wie möglich als
Frau zu behandeln ‒ aber was ist daran so
schwer ‒ man ist nett und höflich zu mir. Doch vielfach wirkt das
irgendwie ungelenk und steif, und das kenne ich von Duisburg gar
nicht. Mal sehen wie sich alles weiterentwickelt.
Eintrag 13.11.2011
Urlaub,
Sonne, Meer – als Urlaubsziel haben wir uns diesmal die Seychellen im
Indischen Ozean ausgesucht. Mein erster Badeurlaub nach all den
Operationen, alles ist nun richtig ausgeheilt. Ich kann mich völlig frei
bewegen. Alles ist in Ordnung und sieht so aus, wie es aussehen soll.
Die Narben werden immer unscheinbarer und sind vielfach nur noch schwer
auszumachen. Meine Brüste fühlen sich jetzt schön weich an, nichts ist
mehr geschwollen oder wirkt fest oder verspannt. Ob nun am Pool, am Meer
oder anderswo, ich muss nicht mehr befürchten, dass etwas verrutscht
oder zu sehen ist, was nicht zu sehen sein soll. Keiner schaut mehr
argwöhnisch. Es ist einfach wunderbar, nun die Normalität zu genießen.
Auf diesen Urlaub habe ich mich schon lange gefreut, endlich ausspannen
und genießen. Die Zeit und Muße nutzen, um nachzudenken, zu sinnieren,
die Seele baumeln lassen. Zwar ist Haralds Zeit und dann die Transition
schon lange vorbei, schwingt auch kaum noch nach, aber gerade in den
letzten Wochen erreichten mich viele Mails, angeregt durch diese
Homepage, mit Fragen zu Operationen MzF und allem Drumherum. Da ist
vieles gedanklich wieder hochgekommen bzw. ich habe mich wieder an viele
Einzelheiten genauer erinnert. Und genau das hat auch etwas anderes
bewirkt. Ich habe mir die Frage nach der Richtigkeit meiner
Entscheidung, diesen Weg bis zum Schluss zu gehen noch mal gestellt und
die Antwort war doch wieder die gleiche. Ich bin nun mal eine Frau – bin
im falschen Körper zur Welt gekommen. Die Frage, was wäre, wenn ich wie
früher weitergelebt hätte, lässt sich nicht mehr beantworten. Die
Antwort will ich auch nicht wissen. Ich bin glücklich mit meinem
heutigen Leben, genieße jede Minute davon, und das ist entscheidend.
Sicherlich habe ich das hier schon ein paar Mal geschrieben, aber ich
kann das nur immer wiederholen und allen, die diesen meist steinigen Weg
auch gehen wollen/müssen, anspornen, ebenfalls nicht aufzugeben. Es
lohnt sich allemal.
Wie viele, auch wenn man in die Zeitung schaut, noch längst nicht in
meinem Alter, haben diese Welt schon wieder verlassen müssen, ohne
womöglich richtig gelebt zu haben, oder über die Suche nach dem wahren
Sein nicht hinausgekommen sind. Aber auch heimtückische Krankheiten
können einem zum Verhängnis werden, wie dem meine Transition
begleitenden Psychiater. Er war nur 8 Tage älter als ich und hat vor
einigen Wochen den Kampf gegen den Krebs verloren. Wenn ich es ihm auch
hart ankreidete, dass ich meinen ersten geplanten Termin zur Ga-OP in
den Wind schreiben konnte, war die Betreuung durch ihn für mich nur von
Vorteil. In der Beliebtheitsskala der Patienten hat er Höchstnoten
erhalten und für die Transition war er einer der kompetentesten
Psychiater überhaupt, denn er wusste, was es heißt, im falschen Körper
geboren zu werden. Kam er doch selbst als Mädchen zur Welt und hatte
dann in den 1990er Jahren den Wechsel FzM vollzogen.
Ich habe mich recht spät für den Wechsel MzF
entschlossen und weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Doch will
ich noch so viel wie möglich von dem schönen Leben genießen – und das
werde ich auch.
Eintrag
01.01.2012
Ein
Jahr ist wieder um, also Zeit für einen kurzen Rückblick. Beginnen
wir mit der Statistik: 1231 Tage volle Weiblichkeit, 1171 Tage seit
Beginn der Hormonbehandlung, 550 Tage Post-OP. Ja, wie die Zeit
vergeht!
Es
gibt nach wie vor keine Probleme oder Verschlechterungen beim
Ergebnis der OP. Die Nach-OP liegt ja nun auch schon über ein Jahr
zurück. Die Narben sind kaum noch auszumachen, alles ist super
und bedarf keiner Korrektur mehr.
Auch die letzte OP Anfang März 2011, bei der am Körper und Gesicht
nochmals einiges angeglichen bzw. verbessert wurde, ist gut
ausgeheilt. 14 Tage später, also Mitte März, endete meine lange
Krankschreibung und ich gehe seitdem wieder in meinem alten Betrieb
arbeiten. Ich bekam einen neuen Arbeitsplatz, weil eine Frau an dem
Platz wo Harald damals gearbeitet hatte, nicht arbeiten darf. Dort
gab es dann aber gleich erst mal gehörig Krach: 'Die Transe nimmt
mir meinen Arbeitsplatz weg!' Gegen Ende Mai wurde ich für anfangs 3
Monate vorübergehend nach Duisburg versetzt. Letztendlich sind fast
5 Monate daraus geworden. Da habe ich viele wundervolle Menschen
kennengelernt und der Abschied fiel mir dementsprechend auch sehr
schwer. Jetzt bin ich in der Maschineneinsatzplanung meiner
Stammniederlassung. Mein Aufgabenfeld ist zwar nicht mehr so weit
gefasst wie in Duisburg, dafür sind aber weit mehr Maschinen und
Baustellen zu planen. Die Arbeitsaufgabe ist ähnlich wie in Duisburg
aber bei rein menschlicher Betrachtungsweise liegen zwischen
Duisburg und meiner Stammniederlassung Welten. Ähnliche
'Vorkommnisse' wie im Juli in Duisburg durch Kollegen aus der
Stammniederlassung sind zwar nicht an der Tagesordnung treten aber
doch sehr häufig auf und nehmen bisweilen ernstlichen
Mobbing-Charakter an. Wenn ich mir das auch möglichst nicht anmerken
lasse, es belastet mich meist recht schwer. Hin und wider gehen dann
im Nachhinein auch deshalb mal die Emotionen mit mir durch.
Natürlich sind auch hier liebe Kolleginnen und Kollegen, zu denen
ich ein gleich gutes Verhältnis wie zu all meinen Duisburger
Kollegen habe! Das darf ich der Gerechtigkeit halber nicht unerwähnt
lassen. Trotzdem ist das Gesamtklima durch ein paar ewig Gestrige
arg belastet. Ich könnt mich allerdings auch immer wieder amüsieren,
wenn sie keine Gelegenheit auslassen zu berichten, wie gut sie sind
und was sie alles können. Nur den primitivsten zwischenmenschlichen
Anstand bekommen sie durch ihre Verbohrtheit einfach nicht auf die
Reihe. Eigentlich müsste ich darüber stehen, aber es belastet eben
doch sehr. Es wäre vielleicht besser, den Betrieb zu wechseln. Nach
Duisburg könnte ich sofort, man würde mich da auch gern wieder
aufnehmen, aber das scheidet ja bekanntlich aus privaten Gründen
aus. Aber die derzeitigen Verhältnisse sind auch keine ideale
Lösung.
Eintrag
09.04.2012
Die
Zeit vergeht wie im Fluge, schon wieder sind 3 Monate vergangen, in
der ich meinen Erlebnisbericht nicht weiter geschrieben habe. Dabei hat es an
Erlebnissen nicht gefehlt. Nun will ich hier aber mal weiter
schreiben.
Gesundheitlich gibt es eigentlich nichts besonderes zu vermelden.
Alles ist gut, nur dass ich gerade einen Harnwegsinfekt überstanden
habe. War nicht sonderlich wild, 5 Tage Antibiotika und es war
überstanden. Durch die Anatomie der Frau besteht dazu nun natürlich
auch bei mir die Gefahr, eher als ein Mann daran zu erkranken.
In der zweiten Januarhälfte wurden für mich die Verhältnisse in der
Niederlassung
meines Betriebes, in der ich jetzt wieder bin, derart belastend, so dass mir meine Psychologin für
einige Tage eine Ruhepause verordnete ohne aber selbst in den
Teufelskreis von Intoleranz und Mobbing eingreifen zu können. Seit
dem hangele ich mich eigentlich eher nur noch von längerer Freiphase
(Urlaub, freie Tage, Vertretung an anderer Stelle) zu Freiphase.
Eine Freundin hat mir jetzt einen Rat gegeben, wie ich diesem Drama
vielleicht entkommen könnte. In meiner Abteilung wird sich
jedenfalls nichts ändern. Sie hatten 6 Monate Zeit dazu, seit ich
wieder in dieser Abteilung zurück bin, getan hat sich nichts. Man
hat mir ja auch hier schon mal vor knapp 3 Jahren beim ersten
Wiedereinstiegsversuch gesagt, dass ich auf die ewig Gestrigen
natürlich Rücksicht nehmen müsse, da ja schließlich "ich" anders als
die anderen bin.
Mittlerweile wird jedenfalls jeder Arbeitstag für mich immer mehr
zum Horrortrip und mein Körper wehrt sich zunehmend durch dadurch
auftretende seelische Probleme.
Ende
Februar war es dann endlich soweit, mein nächster Urlaub stand an.
Diesmal habe ich mit meiner Partnerin eine Rundreise durch Israel
gemacht, ähnlich wie vor einem Jahr durch Südengland. Wir haben hier
wieder sehr viel über Land, Leute und vor allem Kultur kennen
gelernt. Israel ist ein sehr buntes und schönes Land, von
scheinbarer Einöde der Wüste, über fruchtbare Gegenden bis zu den zu
unserer Reisezeit schneebedeckten Golanhöhen. Wir konnten erleben,
wie die so verschiedenen Kulturen halbwegs friedlich miteinander
auskommen (zu dieser Zeit). Aber wir haben auch erfahren, wie kostbar dieses
friedliche Nebeneinander ist. Überall Maßnahmen zur Wahrung der
Sicherheit, weil immer wieder irgendeine religiöse Strömung der
Meinung ist, nur die Ihre sei die einzig gültige und richtige.
(Politische oder religiöse Ansichten und Wertungen lasse ich hier
bewusst außen vor, weil das nicht Inhalt dieser HP sein soll!)
Wir waren unter anderem in der Negev-Wüste, haben im Toten Meer
gebadet, die heiligen Städte Jerusalem und Bethlehem besucht, waren
am See Genezareth und an einer der Jordan-Quellen, um nur einige
Highlights zu nennen.
Im
März habe ich dann was ganz Verrücktes gemacht. Ich habe mir eine
Lok gekauft. Ja, richtig gelesen, eine Lok. Es ist aber
keine Lok in der Modellbahn-Spurweite H0 oder so, sondern eine
große, eine Rangierlok und sie ist auch noch betriebsbereit, kann
also auf richtigen großen Eisenbahngleisen fahren. Das soll sie dann
auch auf dem Bahnhof Ketzin. Mit der kleinen Eisenbahn beim
Modellbahnverein darf ich ja nicht mehr "spielen", "spiele" ich also
nun mit der großen Eisenbahn. Ins besondere der stellv. Vorsitzende
des Fördervereins "AG OHKB e.V." hatte mich schon im vergangenen
Jahr mehrmals angestubst, ich solle doch mal auf dem Bahnhof Ketzin
vorbeikommen, vielleicht könnte ich mich ja für eine Mitarbeit
begeistern. Man will den Bahnhof Ketzin aus seinem
Dornröschenschlaf wieder erwecken. Eigentlich hatte ich das Thema
'Mitarbeit in einem Verein' mit meinem Ausschluss aus dem
Modellbahnverein ad acta gelegt, aber da konnte ich mich nicht
drücken, wollte ich auch nicht (grins). Ganz früher hatte ich mir
schon immer so etwas in der Art erträumt. Nun ist auch das, ein
Bahnhof und dann noch eine eigene Lok, Wirklichkeit geworden.
In knapp zwei Wochen kommt die Lok dann von Altenbeken, da war ihre
letzte Heimat, nach Ketzin.
Eintrag
19.07.2012
Nun
haben wir schon wieder Mitte Juli. Die Zeit vergeht so schnell.
Im
Prinzip gibt es nichts sonderlich Neues zu berichten. An meiner
Arbeitsstelle ist die Situation unverändert. Das hat nun dazu
geführt, dass mir meine Ärztin wieder eine Ruhepause verordnet hat, damit
sich meine Psyche erst mal wieder beruhigt. Oft hatte ich wieder
mehrfach
Beruhigungstabletten nehmen müssen, damit ich Nachts einigermaßen
schlafen konnte und die eigene innere Unruhe bekämpft wird. Die DBAG hat eigene
Psychologen für die Betreuung ihrer Mitarbeiter, da
habe ich mich jetzt außerdem bemüht, einen Termin zu bekommen. Leider sind auch
hier die Wartezeiten recht lang. Ich verspreche mir einiges davon,
speziell in Richtung eines geeigneteren Arbeitsumfeldes. Wir werden
sehen, ob das was bringt.
Ansonsten genieße ich das Frausein, es ist nach wie vor wunderschön.
Meine GaOP liegt jetzt schon über zwei Jahre zurück und alles ist
weiterhin
o.k.. Die anderen Operationen waren ebenfalls nicht umsonst gewesen.
Meine Einstellung bleibt unverändert, das war die einzig richtige
Entscheidung.
Früher war das Ausgehen als Frau ein Highlight, heute
ist es für mich Alltag, Normalität. Ich werde als Frau wahrgenommen.
Hin und wider schauen zwar schon mal noch einige argwöhnisch. Das
geschieht aber nur noch selten. Die Leute sind sich dann
aber doch nicht sicher und akzeptieren die Frau, die sie sehen. Einzig und allein die Stimme ist eventuell
verräterisch. Da muss ich noch dran arbeiten.
Privat gibt es auch
nichts zu meckern, es ist einfach super, aber eben die psychischen
Probleme der Arbeit hinterlassen auch hier ihre Spuren. Das
Wochenende reicht öfter kaum, um sich wieder zu fangen. Ein Glück,
dass da jetzt noch der Bahnhof Ketzin ist, auf dem ich dann, meistens
Samstags, einige Stunden bin und gute Ablenkung finde. So einen
Bahnhof aus dem Dornröschenschlaf wieder aufzuwecken ist schon ein Haufen
Arbeit und halbwegs nutzbar soll er ja dann auch bleiben. Na, und da ist
auch noch mein großes "Spielzeug" ̶ die Lok.
Eintrag
25.12.2012
Es
ist Weihnachten, das Fest der Freude ‒ und aber auch der Besinnung,
ein neues Jahr steht ebenfalls vor der Tür. Die letzten Wochen, ja
sogar Monate habe ich viel nachgedacht, viele Erinnerungen aus
meinem bisherigen Leben habe ich mir ins Gedächtnis zurück gerufen.
Man vergisst manchmal so schnell! Meine Entscheidung zu meinem
Identitätswechsel stand dabei außer Diskussion. Ich habe es nach wie
vor nicht bereut. Mir ging es einzig und allein darum, möglichst
nichts zu vergessen, mich an das Gewesene zu erinnern. Auch habe ich
überlegt, ob ich weiterhin diese Homepage pflegen soll oder einen
Schlussstrich ziehe, da meine Zeit dafür recht knapp bemessen ist
und so viel hier berichtenswertes passiert nun im normalen
Lebensablauf ja auch nicht mehr. Ich habe darüber mit
Freunden und Bekannten gesprochen und viele haben mich ermuntert,
hier weiter zu schreiben. Die Besucherzahlen dieser HP sprechen für
sich, dass weiterhin Interesse besteht. ‒
Also mache ich weiter, es werden aber die Ergänzungen bzw.
Änderungen kaum noch kurz hintereinander erfolgen. (So wie schon
seit einiger Zeit.)
Nun
etwas für die Statistik: 1530 Tage (ca. 4,2 Jahre) Hormonbehandlung,
909 Tage (ca. 2,5 Jahre) seit der Genital-OP. Alles ist weiter
super, keine Probleme mit den Hormonen, Neovagina unverändert wie
nach der OP. Bougieren seit mehreren Monaten nur noch 1 mal die
Woche und problemlos ertragbar. Längere Abstände habe ich auch
ausprobiert, dann wird es aber unangenehm.
Das
allgemeine Leben ist normal und problemlos. Ich werde als Frau
identifiziert und auch geachtet. Nur im Berufsalltag sind die
Probleme mit gewissen Kollegen nahezu unverändert. Bei geführten
Unterredungen mit dem Personalbüro wurde das Problem zwar als
handfestes Mobbing erkannt, aber ohne dass etwas Grundlegendes
dagegen unternommen wurde. Selbst die Leitungskräfte schließen nach
wie vor die Augen, sie scheinen viel mehr mit sich selbst
beschäftigt zu sein. Im Prinzip könnte mir das egal sein, ich bin
auf diese Vögel nicht angewiesen, ich sollte einfach darüber hinweg
sehen, wie man mir mehrmals empfohlen hat. Aber wenn wichtiger
betrieblicher Informationsfluss betroffen ist und ich dann
deshalb angemacht werde, da kann ich nicht so einfach darüber hinweg
sehen, da ist das alles gar nicht mehr so lustig. Wie soll man mit
jemandem zusammenarbeiten, wenn man gar nicht für ihn existiert und
man völlig ignoriert wird? Manchmal klappt ja die Weitergabe von
Informationen über andere Kollegen als Mittelsleute!
Es
ist schlimmer als im Kindergarten, schlimmer als wenn Kinder bockig
sind. Da wird der Hörer bewusst aufgelegt, wenn man mich plötzlich
an der Strippe hat und man nicht mit mir in der Einsatzleitung
gerechnet hat. Und dann ruft ein anderer Maschinist der gleichen
Besatzung bei mir an, um mit mir zu reden. Das größte
Kasperletheater war aber vor kurzem: Ein Kollege rief aus Hamburg
wegen Personalplanung bei der Personaldisponentin, die ebenfalls bei
mir mit im Büro sitzt, und Herr Paschke (Name
geändert), aus gesundheitlichen Gründen seit einiger Zeit
nicht mehr auf Montage und nun im Büro, als ihr Vertreter, ca. 5 m
Schreibtischentfernung, an. Nachdem da alles geklärt war, wollte er
bei mir noch Übernachtungen im Hotel bestellen. Mir konnte das Herr Paschke (Name
geändert) nicht sagen, der
Telefonanruf wurde auch nicht auf mein Telefon weitergestellt. Warum
sollte das auch geschehen, ich existiere für den Herren ja nicht!
Der Kollege in Hamburg musste auflegen und noch mal, dann auf mein
Telefon, anrufen. Nun wollte es der Zufall so, dass er bei der
Personalplanung noch etwas vergessen hatte. Meine
Gesprächsweiterleitung zur Personalplanung wurde natürlich
ignoriert, mein Name war ja im Display des Telefons zu lesen, und
der Kollege in Hamburg musste wieder auflegen und erneut anrufen.
Lustig, nicht wahr? Bei so viel Schwachsinn lachen sogar die Hühner!
Und mit solchen Pappnasen hat man es immer wieder zu tun. Nach über
ein Jahr wieder in dieser Niederlassung haben sich einige noch immer
nicht mit meinem Identitätswechsel abfinden können
bzw. dies akzeptiert. Ich bin zwar überall dabei, gehöre aber nicht dazu,
werde wahrscheinlich nie dazu gehören. Und dann können sie nicht
verstehen, dass ich bei der ersten besten Gelegenheit, die
Konditionen müssen stimmen, weg will. Verlieren kann ich eigentlich
nichts mehr, nur gewinnen.
Eintrag
25.03.2013
Wieder ein Jahr älter, nun 56 Jahre. Die Zeit vergeht so schnell.
Vor genau 6 Jahren und 6 Wochen hatte ich mein Coming-out. Wenn ich
auch
heute über mich nachdenke, überkommt mich auch jetzt noch immer ein
wahnsinniges Glücksgefühl, unbeschreiblich und schön. Dann könnte
ich fast die Welt umarmen. Ich habe alles erreicht, kann so leben
wie ich mich fühle. Schlüssig in Körper und Seele lebe ich meist
anerkannt und geachtet auch in meiner neuen Identität. Selbst in
meinem Betrieb scheint sich einiges zu verbessern, wenn auch oft nur
in kleinen, teilweise sehr kleinen Schritten.
Viele neue Freundinnen und Freunde bereichern mein heutiges Leben.
Die "Freunde", die ich damals hatte, haben sich fast alle von mir
abgewendet. Bei einigen wenigen war ich wirklich enttäuscht, aber es
war zu verschmerzen. Sie passten wohl doch nicht in mein Leben. Aus
heutiger Sicht kann ich sagen, richtige Freundschaften waren das
eigentlich nie gewesen, eher Bekanntschaften, man kannte sich halt.
Eintrag
26.05.2013
Mal nach langer Zeit wieder ein wenig Statistik; Hormone seit 1682
Tagen (etwa 4,6 Jahre) und OP vor 1061 Tagen ( 2,9 Jahre),
OP-Ergebnis nach wie vor gut und auch mit den Hormonen keine
Beschwerden. Mit meiner Ehepartnerin ist das Verhältnis weiterhin
super, so dass ich mich nicht beklagen kann. Obwohl wir verkuppelt
wurden, funktioniert das heute mit uns immer noch. Ja wir kommen
sogar wirklich besser miteinander klar, als vor meinem
Identitätswechsel, wenn auch gerade die Zeit der Transition schwer
war. In der kommenden Woche sind wir nun schon seit 27 Jahren
verheiratet.
Schon
Unser
Urlaub in Italien ist auch schon wieder Geschichte und durch den
Alltag fast vergessen. Rom, Golf von Neapel, Vesuv, Capri und die
Amalfiküste sind wirklich eine Reise wert. Wir haben viel gesehen,
sogar in den Krater des Vesuv konnte ich reinschauen. Der sieht so
friedlich aus, doch haben da alle Angst vor diesem Vulkan.
Allerdings gab es bei dieser Reise am Rande eine nicht so schöne
Begebenheit. Na ja, irgendwelche Pappnasen, die sich dann auch noch
für großartige Alphamännchen halten, kriegen das eben einfach nicht
auf die Reihe, dass Menschen wie ich nun mal Realität sind. Sie
müssen halt rummotzen und das vorsichtshalber nur durch die Blume,
aber sie haben ihre Meinung kundgetan. Schwamm drüber, mit solchen
Vögeln muss man eben immer rechnen.
Mein Pluto war natürlich wie bei jeder Reise mit! Er beschützt
meine Seele vor solchen Mitbürgern und spendet Trost wie schon seit
meinem Coming out.
Eintrag
30.06.2013
Heute vor genau 3 Jahren hatte ich meine GaOP
und ich muss heute schon ganz schön nachdenken, wenn ich mich auch
an Kleinigkeiten und vieles drum herum, was damals so nebenbei noch
alles passierte, erinnern will. Ich hab nichts bereut und das
normale Leben hat mich schon seit langem wieder, nun natürlich voll
und ganz als Frau und nicht nur seelisch wie früher. Trotzdem denke
ich manchmal schon etwas wehmütig an die Zeit der Transition und
kurz danach zurück. Wenn es auch und das vor allem psychisch
gesehen, eine sehr, sehr schwere Zeit war, sie hatte trotzdem schöne
Erlebnisse. Gerade wenn ich an die vielen wunderschönen
Freundschaften denke. Sie waren eine unheimliche Bereicherung. Doch
nachdem bei mir und bei mehreren anderen ebenfalls das Ziel, die OP,
erreicht war, wurde der Zusammenhalt immer schwächer. Nach und nach
kam der Alltag wieder zurück, die Treffen wurden weniger, bis sie
oft ganz ausblieben. Der Alltag, vor allem der berufliche für die,
die wieder einer Arbeit nachgehen können, lässt kaum oder oft sogar
keine Zeit mehr dafür. Da bleibt es höchstens bei einem
Telefongespräch, einer Mail oder SMS. Doch auch das ist schon mehr
ein Wunschdenken. Aber ich sehe es ja bei mir selber, nach der
Arbeit hat man meist keine Lust mehr, noch irgendwo hinzufahren. Und
bei mir bestanden die meisten Freundschaften in Berlin. Hier im
direkten Umfeld habe ich zwar ebenfalls wieder Freundschaften
gefunden, doch wäre der Bestand der alten, zu mindestens einiger,
auch ganz schön gewesen.
Eintrag
31.10.2013
Es ist wieder viel Zeit vergangen, seit ich hier den letzten Eintrag
vorgenommen habe. Aber es passiert im normalen Alltag nun eben nicht
mehr oft was Neues, über das es hier zu berichten gilt. Erst der
Oktober war wieder voll mit Ereignissen. Vor nunmehr 40 Jahren hatte
ich in Halle meine Lehre begonnen und nun wurde zum Klassentreffen
geladen. Mit etwas Skepsis hatte ich mein Kommen zugesagt. Wie
würden meine ehemaligen Klassenkameraden reagieren, kannten sie doch nur den
Harald? Ich wurde aber nicht enttäuscht. Es gab bei einigen zwar
eine relative Zurückhaltung, das wirkte sich aber auf das
Gesamtklima nicht sonderlich aus. Im Allgemeinen wurde ich so wie
ich heute bin akzeptiert und ich hab mich in der Runde auch wohl
gefühlt. Es hat mir in Halle sehr gefallen und meine Bedenken waren
eigentlich unbegründet. Ist doch ein gutes Zeichen von Toleranz.
In
der zweiten Oktoberhälfte hatte ich meinen Jahresurlaub. Diesmal
ging es nach Sansibar. Sansibar ist eine autonome Region von Tansania. Ich hatte mich schon lange auf
diesen Urlaub gefreut. Auch hier gab es keine Probleme (hätte es
auch nicht gedurft, denn "Hakuna Matata" ['Kein Problem'] hört
man den ganzen Tag überall von den Einheimischen). Bis auf einige
fragende Blicke wurde ich überall wie jede andere Frau auch akzeptiert und angesehen.
Auch bei der Hin- und Rückreise im Flugzeug und auf den Flughäfen
war das so. Selbst am Strand im Bikini fühlte ich mich unter all den
Urlaubern akzeptiert. Bei unserem Besuch in der Inselhauptstadt
Stone Town gab es zwar viele neugierige Blicke, mehrere drehten sich auch nach mir
um, wie meine Ehepartnerin beobachtet hatte, ohne dass wir aber
etwas Nachteiliges bzw. Verachtendes bemerkt hatten. Ich hab mich
richtig wohl gefühlt!
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Es
ist wunderbar, nun endlich so zu leben, wie ich mich seelisch fühle.
Deswegen würde ich auch immer wieder diesen Weg gehen, egal wie
steinig er war. Nichts habe ich bereut, nichts möchte ich rückgängig
gemacht haben. Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich immer
noch träumen. Der Harald ist nur
noch Bestandteil meiner persönlichen Lebensgeschichte. Und meine
Partnerin versucht so gut es geht, diese Harumi Michelle zu
verstehen und auch zu akzeptieren, obwohl sie
manchmal ganz schön eine Zicke sein kann. Sie war ihr
"Ehemann" und ist jetzt ihre "Ehepartnerin"!
Wir mussten
lernen, dass "SIE" ICH sein wollte, "SIE" die Kraft hatte, sich
einzufordern, "SIE" mich miserabel fühlen lassen konnte, wenn ich
versuchte, "SIE" zu ignorieren.
Alles echt, am 01.02.2011 mal wieder in
unserer Lieblingsgaststätte.
Das ist "SIE", und ICH bin "SIE" !
Alles echt
- nichts muss mehr improvisiert werden!
Das Leben
ist schön, wenn alles harmoniert!
Einige Bilder hier können auch vergrößert werden, einfach nur
anklicken.
© H. M. Waßerroth